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Global Civil Society

PhD. Project: The World Social Forum

Abstract German

In der Alltagsbeobachtung emergieren und verschwinden soziale Bewegungen wieder. Ihnen scheint eine gewisse Temporalität inhärent zu sein. Das Weltsozialforum existiert dahingegen seit 2001 und fand zuletzt mit 70.000 Teilnehmern in Tunis 2013 statt: auch zwölf Jahre später scheint die Sozialforumsbewegung viele Menschen gegen Neoliberalismus und Kapitalismus zu mobilisieren. Darüber hinaus ist die Sozialforumsbewegung seit 2002 mit regelmäßigen regionalen, nationalen oder thematischen Sozialforen in vier Kontinenten fest verwurzelt. Obwohl sich die hegemonialen Vormachtstellungen in der Welt verschoben haben, blieb die von den Globalisierungskritikern angemahnte soziale, ökonomische und ökologische Situation unverändert. Während viele soziale Bewegungen entweder verschwanden oder sich mit ihren Themen institutionalisierten und zu NGOs wurden, besteht das Weltsozialforum als (nicht institutionalisierter) ‚open space‘ fort. Wie schafft das Weltsozialfoum es, sich zwischen Bewegung und Organisation zu erhalten?

Der Bewegungsforschung zufolge sind soziale Bewegungen im Wesentlichen durch drei Merkmale charakterisiert: 1. dass sie sich selbst als Gruppe begreifen, 2. das Ziel verfolgen, grundlegenden sozialen Wandel zu bewirken, zu verhindern oder umzukehren sowie 3. dass sie eine geringe interne Rollenspezifikation aufweisen (Herkenrath 2011, S. 25)[1]. So sind sie von politischen Parteien und (formalen) Organisationen abgrenzbar. Soziale Bewegungen gelten daher als vergleichsweise fragile Geschöpfe und ihre organisationalen Grenzen sind schwierig auszumachen. Neben dem Problem der Eingrenzung des Forschungsfeldes (1) liegt den Untersuchungsdesigns zu sozialen Bewegungen häufig die Unterstellung einer rationalen oder irrationalen Konstitution der Bewegung zugrunde (2). Ferner führt die Temporalisierung des Untersuchungsgegenstandes in der Erforschung sozialer Bewegungen zu Problemen in der Theorieentwicklung. Dies führt mitunter auch dazu, dass häufig Einzelaspekte untersucht und Grundsatzfragen ausgeklammert werden (3) (vgl. Ahlemeyer 1995; Hellmann 1998,1999; Rucht 1994; Virgl 2011)[2]. Mit dieser Untersuchung soll den oben genannten drei Herausforderungen in der Erforschung sozialer Bewegungen mit dem Ziel einer datenbasierten Theorie des Fortbestehens sozialer Bewegungen begegnet werden:

Die empirischen Daten zur Untersuchung der Forschungsfrage, wie sich das Weltsozialforum erhält, wurden mit einem ethnographischen Forschungsansatz und der Methode der teilnehmenden Beobachtung sowie ethnographischen Interviews erhoben. Die Beobachtungen fanden auf Treffen des Internationalen Rates, im Büro des Weltsozialforums in Sao Paulo und im Organisationsbüro in Tunis statt. Zudem wurden Artefakte, wie Protokolle, Skype-Chats, Finanzberichte, Logos und Internetauftritte als Datengrundlage verwandt. Ferner wurde die Aufmerksamkeit von Internetnutzern über Google-Suchanfragen und Twitter-Nachrichten über die Begriffe des Weltsozialforums in den Sprachen Französisch, Englisch, Deutsch, Spanisch und Portugiesisch analysiert, um eine internationale Wahrnehmung des Weltsozialforums über die Zeit seit 2001 zu untersuchen.

Die Auswertung der Daten erfolgt in einem zyklischen Prozess, bei dem die Auswertung der Daten den weiteren Forschungsprozess leitet. Die noch vorläufige aus dem Forschungsprozess hervorgegangene zentrale Erkenntnis ist, dass das Bestehen des Weltsozialforums als soziale Bewegung einer Spannung bedarf, die im Wesentlichen durch zwei Extreme aufrechterhalten wird: einerseits droht die soziale Bewegung durch zu flüssige Strukturen zu zerfallen oder andererseits durch die Bildung zu starker Strukturen zu institutionalisieren. Damit ein solches ‚Ende‘ der Bewegung nicht eintritt, muss eine soziale Bewegung den Ziehkräften der beiden Endpunkte permanent widerstehen. In diesem Balanceakt entsteht ein Spannungsverhältnis, das durch drei Indikatoren bestimmt wird: Eine zu starke Identität mit einer zu geringen Dynamik und Ideologie würde zu einer Institutionalisierung führen, während eine schwache Identität mit einer starken Ideologie und Dynamik eine Auflösung der Bewegung in anderer Richtung zufolge hätte.


[1] Herkenrath, Mark (2011): Die Globalisierung der sozialen Bewegungen. Transnationale Zivilgesellschaft und die Suche nach einer gerechten Weltordnung. 1. Aufl. Wiesbaden: VS, Verl. für Sozialwiss.

[2] Ahlemeyer, Heinrich W. (1995): Soziale Bewegungen als Kommunikationssystem. Einheit, Umweltverhältnis und Funktion eines sozialen Phänomens. Opladen: Leske Budrich.

Hellmann, Kai-Uwe; Koopmans, Ruud (Hrsg.) (1998): Paradigmen der Bewegungsforschung. Entstehung und Entwicklung von neuen sozialen Bewegungen und Rechtsextremismus. Opladen [u.a.]: Westdt. Verl.

Rucht, Dieter (2011): Zum Stand der Forschung zu sozialen Bewegungen. In: Forschungsjournal Soziale Bewegungen: Analysen zu Demokratie und Zivilgesellschaft 24 (3), S. 20–47.

Virgl, Christoph J. (2011): Protest in der Weltgesellschaft. 1. Aufl. Wiesbaden: VS, Verl. für Sozialwiss.

 

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